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14. Etappe:
Caral, Sechin, Tucume, Kuelap, Huanchaco, Puerto Inka, Calama, Arequipa
(14.02- 03.03.10)

Gastbericht: Yann Riedel

Nach einem langen Tag im Flugzeug war ich froh, am Flughafen in Lima nach kurzer Suche Gil in der schwarzhaarigen Menge auszumachen. Für ihn war die Reise an diesem Abend zu Ende. Allerdings hatte sein Flugzeug erhebliche Verspätung, was übrigens auch für mein Gepäck galt.

Mein Reiseleiter Christian wartete schon auf dem Flughafenparkplatz. Kurz kamen bei mir Zweifel auf, ob ich die geplanten Hochlandtouren an Seite dieses durchtrainierten Leistungssportlers durchhalten würde. Nachdem sich die Lage rund um Cusco aber noch nicht entspannt hatte, beschlossen wir gleich nach Ankuft meines Rucksacks entlang der Küste Richtung Norden zu fahren, und uns auf dem Weg nach Kuélap ein paar Ruinen anzuschauen. Ich konnte also auf- und Christian wieder ausatmen.

Den Tag Aufenthalt in Lima nutzten wir, um uns die Stadt anzuschauen. Die Fahrt mit dem Collectivo ins Zentrum bot uns einen beeindruckenden Einblick über die Lebensbedingungen und -gewohnheiten der Menschen hier. Der Verkehr an Straßenkreuzungen ist selten mit Ampeln geregelt. Also fährt der, der am lautesten hupt, pfeift oder eine Sirene am Auto hat als erster los. Eigentlich ein klares Regelwerk - allerdings haben alle Autos eine laute Hupe oder Sirene. In der Altstadt angekommen wurde es dann aber ein wenig ruhiger und wir konnten das Treiben auf der Plaza Mayor beobachten. 

Tags darauf ging es nun endlich los. Erste Station waren die Ruinen von Caral. Wir wollten direkt bei den Pyramiden übernachten und fanden schließlich einen schönen Stellplatz mit Sonnenuntergang und einer Menge Stechmücken. Am nächsten Morgen wurden wir durch das Geschaukel des Autos wach. Ein paar Kinder turnten auf der Plattform herum und hatten jede Menge Fragen. Sie boten sich an, während unserer Besichtigungstour das Auto zu "bewachen". Nachdem Sie Christians "Polizeiausweis" ehrfurchtsvoll begutachtet hatten konnten der Commisario, Michael und ich nun also ganz entspannt die älteste Stadtanlage Amerikas besichtigen.

Danach machten wir uns auf nach Casma, von wo aus wir am nächsten Morgen die Ruine von Sechin besichtigen wollten - ein religiöses Zentrum der Chavin-Kultur mit beeindruckenden Reliefplatten. Auf diesen sind Kampfszenen dargestellt; die Krieger laufen über Leichenteile ihrer Feinde.

Es ging nun weiter durch die Wüstenlandschaft der Panamericana Norte, bis wir kurz hinter Trujillo Richtung Küste nach Huanchaco abbogen, um ein Bad in den hohen Wellen zu nehmen und zu übernachten.

Für den nächsten Morgen hatten wir eine lange Etappe durch die Wüste ins Auge gefasst. Ziel war das Tal der Pyramiden von Túcume. Wir kamen abends an und wurden gleich einem abgrundtief hässlichen Hund begrüßt. Die Erklärung für das abstossende Aussehen des Tieres war schnell gefunden: die Spanier hatten seinerzeit auf der höchsten Pyramide eine Plattform, "El Purgatorio" errichtet, auf der sie alle Einheimischen verbrannten, die sich nicht taufen lassen wollten - noch heute glauben die Menschen, dies sei der Eingang zur Hölle. Für uns war der Hund so etwas wie der lebende - besser "untote" Beweis.

Túcume war die letzte Station entlag der Küstenwüste, bevor wir Richtung Hochland in die Region Amazonas aufbrachen, um unser großes Ziel Kuélap zu erreichen. Sobald man von der Panamericana Norte abbiegt, ändert sich die Umgebung schlagartig. Die grüne Hügellandschaft ist beeindruckend und die Temperatur wird mit jedem erklommenen Höhenmeter erträglicher.

Die Straße nach Chachapoyas ist am Tag leider größtenteils gesperrt, weswegen wir nach einer Zwangspause erst abends im Dunkeln die Schlaglochstrecke bewältigen konnten und sehr spät in der Stadt eintrafen. Ein sympathisches Hostel an der Plaza des Armas war schnell gefunden. Der Besitzer hat uns eine Bar im Ort empfohlen, wo wir bei ein paar Gläsern eines seltsam süß schmeckenden Likörs dem Welthit "Maria Magdalena" - dargeboten von dem  Saarbrücker Goldkehlchen Sandra (Ann Lauer) lauschen konnten. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, Dieter Thomas Heck auf der Toilette anzutreffen.

Der Likör hat uns gut schlafen lassen, weswegen wir beschlossen, auf die doch viel zu früh beginnende, geführte Tour nach Kuélap zu verzichten und etwas später die lächerliche Strecke von knapp 70 km dann selbst zu fahren. Wir brauchten nur knappe dreineinhalb Stunden, um über die schlaglochübersäte Schotterpiste mit teilweise unterspülten Straßenabschnitten entlang zahlreicher Bergdörfer dann endlich das Hochplateau auf 3000 m zu erreichen. Die Fahrt hatte sich gelohnt. Der Rundum-Ausblick war überwältigend.

Kuélap ist eine Festungsanlage der Chachapoyas und nach Machu Pichu die wohl bedeutendste archäologische Anlage Perus. Allerdings waren hier gerade einmal eine handvoll Touristen unterwegs und man konnte sich völlig frei in den alten Mauern bewegen. Nachdem wir die Festung besichtigt hatten fuhren  wir wieder zurück nach Chachapoyas. Für Christian und Michael war es der letzte gemeinsame Abend, nachdem die beiden eine ganze Zeit zusammen die gleichen Etappen gefahren waren. Wir planten, den Abschied mit einem gemeinsamen Cuyessen zu feiern. Leider hatte das Lokal unserer Wahl nur noch ein Cuy in Gefriertruhe, welches Christian dann probiert hat. Cuy gilt als besonders nahrhaftes Gericht. Meiner Meinung nach zeichnet es sich aber vor allem dadurch aus, daß man das Meerschweinchen am liebsten wiederbeleben möchte, so "komplett" liegt es vor einem auf dem Teller. Viel dran ist auch nicht, aber Christian behauptet es hätte gut geschmeckt.

Ursprünglich sollte der Weg durch das Hochland über Cajamarca uns wieder an die Küste führen. Aber schon auf dem Rückweg von Kuélap nach Chachapoyas fiel uns ein seltsames Geräusch beim Fahren auf. Da die Piste nach Cajamarca ähnlich schlecht ist, wie die Strecke nach Kuélap entschlossen wir uns also dazu, den gleichen Weg wie auf der Hinfahrt zu fahren und nach einer Werkstatt Ausschau zu halten. Das Auto wurde letztlich ca. 2500 km weiter südlich repariert.

Huanchaco hatte es uns auf der Hinfahrt so angetan, daß wir beschlossen hier ein paar ruhige Strandtage einzulegen, ab und zu in die Wellen zu hüpfen und möglichst viel Fisch und Meeresfrüchte zu vertilgen.

Der Besitzer unseres Hostels brachte uns zu einer "Werkstatt" in Trujillo, wo Christian die Luft-, Diesel- und Ölfilter austauschen ließ und hoffte, etwas über den Ursprung des immer lauter werdenden Geräuschs an der Kardanwelle zu erfahren. Eine Autowerkstatt kann im Grunde jeder eröffnen, der eine Schaufel besitzt. Damit hebt man ein Loch im Boden aus, das breit und tief genug ist um unter der Wagen zu gelangen. In dieser Grube kann man dann auch die bei Mechanikern so beliebte Öldusche nehmen. Das Öl wäscht man gemeinhin mit einem in Benzin getränkten Lappen ab. Altöl trocknet in der Sonne am besten.

Nach den sehr entspannten Tagen in Huanchaco fuhren wir nach Lima weiter - nur um kurz Station zu machen und dann auf die Panamericana Sur zu wechseln, welche uns zum Ziel Arequipa führen sollte.

Insgesamt fuhren wir über 2000 Kilometer durch den Wüstenstreifen entlang der Küste. Langweilig wurde dies seltsamersweise nie - stätestens alle 30 km gewinnt  man völlig neue Eindrücke. Meerblick, Sanddünen, Steinwüste und weite Plateaus wechseln sich ständig ab. Dazwischen sprießen grüne Plantagen aus dem Boden, wo z.B. Spargel für den Export gezüchtet wird. Vor größeren Städten gibt es immer eine ganze Batterie Zuchtfarmen für Hühner. Außerdem besetzten die Leute rund um die Außenbezirke das Land - mitten in der Wüste - zunächst mit einfachen Hütten aus Schilfmatten, die dann je nach Größe des neuen "Stadtteils" nach und nach durch Holzbretter und Lehmziegel ersetzt werden.

Nach Lima war unsere erste Anlaufstation die Oase Huacachina bei Ica, wo Christian mit Gil schon Station gemacht hatte. Früher war die Oase ein Badeort. Die Gebäude um die Lagune lassen vermuten, daß man hier schon bessere Tage erlebt hat. Der Ort ist recht überschaubar, und vielleicht haben wir nur deshalb das Spaßmobil von Rolf aus Bolivien (siehe Etappe 12) in den Dünen entdeckt - ein überraschendes Wiedersehen für Christian und Rolf - ein feuchtfröhliches Ereignis für ihre Mitstreiter.

Nach zwei Tagen Aufenthalt und fuhren wir auf der wunderschöne Küstenstraße Richtung Puerto Inca. Hier konnten wir uns ein paar Tage von den Strapazen des Strandurlaubs erholen, was bitternötig war. Puerto Inca ist eine von ehemals zwei großen Häfen der Inka. Hinter einem kleinen Hotel  liegen die alten Magazinbauten und Behausungen einfach so in den Hügeln. Niemand würde auf die Idee kommen, das Gelände hier einzuzäunen und das Zelten zu untersagen. Wir konnten also 20 Meter vor dem Wasser unser Auto parken. Nachts hatte man das Gefühl, die nächste Welle schwappt gleich durch die Seitentür.

Auf der Fahrt nach Camana habe ich mir noch schnell die Geoglyphen von Nasca angeschaut, Christian kannte sie ja schon. Von einem Aussichtsturm aus konnte ich die in den Boden gescharrten Zeichnungen "Hände" und "Baum" deutlich erkennen. Obwohl sie schon eher aussehen wie ein paar überdimensional Kutteln. Däniken glaubt, hier landen irgendwann Ausserirdische, so gigantisch sind letztlich die Ausmaße der in den Staub geritzten Pisten, Linien und Naturdarstellungen.

Camana selbst hat wenig zu bieten. Die Städter aus Arquipa verbringen hier am Strand ihren Urlaub. Es gibt natürlich eine Plaza des Armas, wo man beim essen gut das Treiben der Leute beobachten kann. Wir entschlossen uns dazu, möglichst früh nach Arequipa aufzubrechen.

In Arequipa angekommen merkten wir schnell, daß diese Stadt ein Highlight der Reise sein wird. Sie ist die zweitgrößte Stadt Perus, hat mit Lima aber nichts gemeinsam. Selbst die Vororte sind noch nett anzuschauen. Es gibt nicht annähernd soviele Elendsviertel wie wir sonst in Peru gesehen haben. Die Altstadt ist recht groß und trotz der zahlreichen Erdbeben und der Schäden durch die benachbarten Vulkane gut erhalten. Man könnte glauben, in Südeuropa zu sein.

Besonders beeindruckend ist das Kloster Santa Catalina. Um es zu errichten hat man ein paar Straßenblocks einfach ummauert. So gibt es in der Anlage ganze Straßen und Gassen, in denen die Zeit stehen geblieben scheint. Wer mit dem Ziel hinter diese heiligen Mauern tritt, die besondere Stimmung in tollen Photographien einzufangen, um sie Freunden und Verwandten zu zeigen sollte allerdings sicher gehen, daß die Batterie des Photoapparates geladen ist. Ansonsten riskiert man, daß man ein zweites Mal vor das Kassenhäuschen treten muß. Nicht das ausgerechnet uns dergleichen passiert wäre...

Arequipa war leider für mich Endstation meiner gemeinsamen Reise mit Christian. Also stand wieder ein gepflegtes Abschiedsessen auf dem Programm - die Gelegenheit für mich, die viel gerühmten Alpakasteaks einmal selbst zu probieren. Das war das wirklich Beste, was ich in ganz Peru bislang gegessen hatte.

Christian blieb noch ein paar Tage in Arequipa um das Kreuzgelenk des Autos nun endlich reparieren zu lassen. Ich setzte mich in den Flieger nach Lima.

 

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